Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Tipps & Tricks zum 170 V oder auch "nur" Erfahrungstausch - hier ist der richtige Platz dafür!
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oldi52
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Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von oldi52 »

Hallo,

vor längerer Zeit habe ich im alten Forum über Leistungsabfall und Startprobleme bei meinem 170V berichtet und auch einige Rückmeldungen erhalten, die mich aber nicht wirklich weitergebracht haben.
Jetzt habe ich mehr zufällig folgendes festgestellt: Die Ventilsteuerzeiten weichen extrem von den Sollwerten ab. Alle Öffnungs- und Schließzeitpunkte liegen um fast 90° später als die Sollzeiten. Wie ich bereits in meinem letzten Post geschrieben habe, trat das Problem ganz plötzlich auf.
Hat jemand damit Erfahrung? Kann sich das Nockenwellenrad auf der Nockenwelle verdrehen oder wie ist es gegen Verdrehen gesichert? Oder kann das Nockenwellenrad um (mehrere) Zähne auf dem Kurbelwellenrad weiterspringen? Das Steuergehäuse habe ich bisher nicht geöffnet.

Viele Grüße
Peter
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GeorgesBuerginCH
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Peter,
das Überspringen ist nicht möglich, ausser das Nockenwellen-Zahnrad hat Zahnlücken.
Eine solche Verschiebung, besser Verdrehung ist in den folgenden Fällen möglich.
- Das Novotex-Zahnrad hat sich von seiner Stahl-Nabe gelöst, das ist ein üblicher Schaden, der Ersatz aus dem Netz ist auch kein Problem.
- Der Stift, der die Lage der Nockenwellennabe auf der Nockenwelle bestimmt ist nicht eingebaut.
- Bei Vorkriegs-170V, der Woodruff-Keil zwischen Kurbelwelle-Konus und Schwingeungsdämpfer fehlt.
- Bei Vorkriegs-170V, die Federn des Schwingungsdämpfers sind lahm, würde aber wiohl nicht einen so grosse Verschiebung ermöglichen.
- Bei Nachkriegs-170V, die Scheibenfeder wurde beim Montieren des Kurbelwellenrades auf den zylindrischen Kurbelwellenzapfen vergessen.
Du siehst, bei Deiner Frage fehlt die Präzise Angabe über den Jahrgang, es gibt zwischen Vorkrieg und Nachkrieg halt viel Unterschiede.
Grüsse Georges
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oldi52
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von oldi52 »

Hallo Georges,

vielen Dank für die Hinweise.
Es handelt sich um einen 170V Bj. 1937.
Das Steuergehäuse habe ich bisher nicht geöffnet, so dass ich noch nichts über fehlende Teile sagen kann. Ich weiß nur, dass der Motor jahrelang problemlos lief und dann plötzlich massiven Leistungsabfall hatte. Ein halbwegs runder Motorlauf war erst nach Verstellung der Zündung auf 4° vor OT möglich, allerdings immer noch mit Leistungsverlust. Der Motor springt seitdem im kalten Zustand auch nur noch sehr schlecht an, was vorher immer nach wenigen Anlasserumdrehungen gelang.
Noch eine weitere Frage: Zum Abziehen des Nockenwellenrades benötig man wohl einen speziellen Abzieher, der in den schmalen Spalt zwischen den Zahnspitzen und das Motorgehäuse passt. Das Rad hat ja keine Löcher. Gibt es da etwas Spezielles?

Viele Grüße
Peter
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GeorgesBuerginCH
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Peter,
unten Seite aus dem WHB 170V C 1943
Das Lösen des Nockenwellenrades sollte eigentlich kein Problem sein, die Schraube hat Rechtsgewinde.
ev. braucht es auch nur 2 3 Schläge mit dem Kunststoffhammer.
Für die Demontage des Schwingungsdämpfers (wenn nötig) müsstest Du ev. ein Werkzeug machen,
das Teil sitzt bei Vorkrieg auf einem Konus
es hat am Grundflansch des Schwingungsdämpfers ein Gewinde da kann man den aufsetzen, siehe Skizze unten.
Ich habe mal nach dem Gewinde am Schwingungsdämpfer gefragt und diese Antwort bekommen,
ob es Normalgewinde oder Sägegewinde ist weiss ich nicht.
Die Masse musst Du nachmessen, und mir dann bitte weitergeben für meine Notizen.
Das letzte Bild ab ebay, aufgesetzter Abzug.
Grüsse Georges
.
WHB_170V_C_1943.jpg
WHB_170V_C_1943.jpg (59.9 KiB) 3740 mal betrachtet
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03_Abzug_Schwingungsd_KW_Rad.jpg
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s-l1600-2.jpg
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170ziger
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von 170ziger »

hallo liebe Leute,
bitte zäumt das Pferd nicht von hinten auf. Es ist abwegig, dass sich die Steuerzeiten plötzlich und geräuschlos um bis zu 60° verändern. Den nun unrunden Lauf nun mit 4° Zündzeitpunktveränderung auszugleichen, unmöglich, passt alles nicht zusammen.
Ich vermute, bei der Überprüfung der Steuerzeiten liegt ein Versehen vor.
Das Nächstliegende ist die Kopfdichtung, die kann geräuschlos, z.B. zwischen zwei Zylindern durchbrennen und dann gibt es die unerklärlichen Erscheinungen wie "schlecht anspringen", Leistungsverlust, usw..
Macht doch erst mal einen Kompressionstest, oder dann noch nacheinander alle Zylinder auf Zünd-OT und über das Kerzenloch Druckluft draufgeben und horchen, wo die Luft entweicht (Kurbelgehäuse-Kolbenringe, Vergaser -Einlassventil, Auspuff-Auslassventil, undefiniert-Kopfdichtung).
Bin mir sicher, es fehlt nicht weit.

Gruß, Alfred
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GeorgesBuerginCH
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Danke Alfred,
ich finde Deine Vorgehensweise gut.
Gutes Gelingen,
Grüsse Georges
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Baloke
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Registriert: 8. Okt 2020, 10:16

Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von Baloke »

....Moin Alfred,

....und wieder hat sich ein Freund der Fakten geoutet und propagiert die DRUCKVERLUSTPRÜFUNG!

Damit sich der Kreis der Freunde stetig erweitert hier im Anhang die BOSCH-Variante. Gibt es noch heute bei Frau Bosch, aber sauteuer irgendwas bei 700,00 Euronen.

Habe mein Teil bei ebay für 50 Mücken gekauft, war eine Insolvenz und die wussten nicht wofür das Dings eigentlich nütze war,

also, absolute Ruhe in der Werkstatt und schön lauschen wo es rauscht :lol:

in diesem Sinne/b
Dateianhänge
Bosch Druckverlusttester EFAW210A Manual.pdf
(1.38 MiB) 203-mal heruntergeladen
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GeorgesBuerginCH
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Peter,
Alfred vermutet ja eine falsche Messung.
Nachfoldgend eine Möglichkeit die Einstellung der Nockenwelle zu kontrollieren.
Grüsse Georges
-
Kolben Nr. 1 auf OT stellen.
Sicht-Kontrolle durch Kerzenloch oder bei Vorkriegs-Guss-Zylinderkopf durch entfernen der Verschlussschraube Messöffnung OT.

Macht man Wippbewegungen an der Kurbelwelle bewegen sich in dieser Stellung die Ventile 1. Zylinder nicht.

Drehen der Kurbelwelle um 360°, eine volle Umdrehung.
Macht man in dieser Kurbelwellenstellung die Wippbewegung öffnet das Einlassventil und das Auslassventil schliesst.
Kurbelwelle so stellen, dass die beiden Ventile in etwa auf gleicher Höhe stehen.

Der Kolben 1. Zylinder muss in etwa auf OT stehen, dann ist die Einstellung der Nockenwelle zur Kurbelwelle i.O.

Der Winkel der Ventilbewegungen werden am Schwungrad, der Kurbelwelle, gemessen.
Einlassventil öffnet 22° 30’ vor OT
Auslassventil schliesst 28° 30’ nach OT
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Jos170V
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von Jos170V »

Hallo,
Nur zu überprüfen, wenn Sie den Zylinderkopf entfernen.
Es kann sein, dass sich ein Ventilsitzring gelöst hat.
Vorkriegsmotoren reagieren empfindlich darauf.
Jos
170V,1937.
Liebe Grüße aus Belgien.
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oldi52
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Re: Leistungsabfall und Startprobleme beim 170V

Beitrag von oldi52 »

Hallo,

meine Vorgehensweise zum Messen der Steuerzeiten war genau so.

Ich habe die Ventile und die Kolbenstellung mit Endoskop durch das Kerzenloch beobachtet. Im Gaswechsel-OT (360° nach Zünd-OT) ist das Auslassventil definitiv offen, das Einlassventil geschlossen. Wenn ich die Kurbelwelle weiterdrehe, schließt das Auslassventil ca. 60°-70° nach OT, gleichzeitig öffnet das Einlassventil. Einlass schließt dann 60° vor OT, Auslass öffnet 25° nach UT. Das Gleiche bei anderen Zylindern.

Die Kompression habe ich inzwischen auch nochmals gemessen, sie liegt bei allen Zylindern bei nur 3-4 bar. Das würde sich durch die falschen Steuerzeiten erklären lassen, da ja nur 60° zur Kompression zu Verfügung stehen.

Noch etwas zur Historie: Das Problem besteht schon seit längerer Zeit, die Änderung des Zündzeitpunkts habe ich damals durchgeführt, damit der Motor überhaupt lief. Danach wurden auch die üblichen Verdächtigen überprüft bzw. erneuert wie Zündkerzen, Zündspule, Kondensator, Vergaser, Ventilspiel, Spritleitung usw.
Nachdem der Motor beim letzten Versuch überhaupt nicht mehr ansprang, bin ich auf die Idee mit den Steuerzeiten gekommen und habe diese überprüft. Es kann also durchaus sein, dass sich das Problem seit der letzten Fahrt verschlimmert hat, die Abweichung vorher als nicht so stark war.

Ich werde nächste Woche jedenfalls das Steuergehäuse öffnen und mal nachschauen.

Viele Grüße
Peter
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