Zylinderkopfdichtung des OM 636

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Holtmann
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von Holtmann »

Liebe Forum-Gemeinde,

hat jemand von Euch eine grafische Darstellung des Kühlkreislaufs für den Diesel? Ich möchte das gern mal im Ganzen verstehen ...,

herzliche Grüße von
uli
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HaraldSchuessler
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Uli,
habe ich leider nicht, nur eine vom Benziner. Da ist das aber im Prinzip gleich.
Gruß Harald
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Holtmann
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von Holtmann »

... danke schön Harald!

Aber dieser Plan zeigt genau den Unterschied zum Diesel, den wir gerade diskutieren: Das Kühlwasser scheint nach diesem Plan durch vier Durchtritte vom Kurbelgehäuse in den Zylinderkopf zu gelangen. Jetzt hätte mich mal interessiert, ob das beim Diesel genauso aussah - ich vermute nein!

Herzliche Grüße von
uli
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GeorgesBuerginCH
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Harald,

Du hast absolut recht, sind die grossen Öffnungen im Zylinderblock beim Zylinder 1 und 2 offen würde nur wenig Kühlwasser nach hinten zu Zylinder 3 und 4 fliessen.

Das Schemabild ist wie immer bei M-B optimistisch, ich bin beim nachschauen an meinem Benziner-Block nur auf 3 Kanäle auf der rechten Motorseite gekommen, einer über, der andere unter den Kanälen für Ein- und Auslass und der 3. zwischen den Kanälen für Ein- und Auslass und den Zylinderwänden von Zylinder 1-4.

Das gekühlte Wasser steigt dem ersten Zylinder entlang nach oben in den Kopf zur Wasserpumpe.
Von der Pumpe wird das Wasser nach unten in den Block zur rechten Motorseite in die 3 Kanäle links und rechts von den Ventilen und damit nach hinten gepresst.
Zwischen den Zylindern 2 und 3 fliesst ein Teil des Wassers auf der rechten Gehäuse-Seite nach hinten entlang Zylinder 3 zu Zylinder 4.
Der andere Teil fliesst zwischen Zylinder 2 und 3 auf die linke Motorblockseite, teilt sich nach vorne, entlang Zylinder 2 zu Zylinder 1 und der Rest fliesst nach hinten entlang Zylinder 3 zu Zylinder 4.
Wären vorne am Motor grosse Öffnungen in der Zylinderkopfdichtung käme es zum Kurzschluss, nach hinten würde nur ein kleiner Teil des Wassers gepresst.
Es ist anzunehmen, dass vor allem der 4. Zylinder zu wenig gekühlt würde.

ich habe die ETL 180D B studiert und festgestellt dass beim Dieselkopf total 6 Wasserverteiler-Hülsen in die Bohrungen eingesetzt wurden, das würde keinen Sinn machen wenn die grossen Öffnungen nicht verschlossen sind.

Grüsse Georges
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HaraldSchuessler
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Uli,

Du hast in der Tat Recht: die Benziner-Dichtung hat einige dieser kleinen Durchlässe, die die Diesel- Dichtung nicht hat. Und manche sind wieder kleiner als beim Diesel.
Wozu dienen diese Durchlässe überhaupt? Dazu ein Gedankenexperiment.
Was wäre, wenn es sie nicht gäbe? Dann würde das Kühlwasser im Block von vorn nach hinten strömen, sich dabei aufheizen, dann in den Kopf eintreten und im Kopf nach vorn in Richtung Kühler fließen. Der Zylinderkopf wäre stärker aufgeheizt als der Block. Besonders im vorderen Bereich des Motors wären diese Temperaturunterschiede groß.
Die Temperatur sollte aber an jeder Stelle dieses Systems möglichst gleich sein. Und genau das wird durch diese kleinen Durchgänge erreicht. Relativ kühles Wasser tritt in das zurückströmende heiße Wasser. Diese Durchlässe haben also die Aufgabe, das Kühlwasser zu durchmischen und seine Temperaturunterschiede zu verkleinern.*
Gäbe es gravierende Temperaturunterschiede, hätte das Folgen für die Kolbenspiele, auch das gleichmäßige Einstellen der Ventile könnte zum Problem werden, es gäbe Spannungen, der Kopf könnte sich verziehen.
Unsere Vorstellungskraft reicht sicher nicht aus, Menge und Größe dieser Durchlässe richtig zu dosieren. Dazu sind Versuche und Messungen nötig. Zu viele Variable sind im Spiel. Die beiden Zylinderköpfe bestehen aus unterschiedlichem Material, haben eine unterschiedliche Masse und auch ihre Formen unterscheiden sich voneinander.

*Die Durchmischung des Kühlwassers wird natürlich nicht alleine durch diese Durchlässe erreicht. Die unterschiedlich langen Wege im Block – Georges hat das schon erwähnt - und auch die Zerklüftungen im Hohlraum des Blocks sorgen für Verwirbelungen und mildern die Temperaturunterschiede des Wassers zwischen dem ersten und dem vierten Zylinder.

Gruß Harald
.
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HaraldSchuessler
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von HaraldSchuessler »

Hier nochmal ein abschreckendes Beispiel zum Thema: meine Zündapp K 800 von 1933
Mit einem luftgekühlten 800 ccm 4 Zylinder Boxer Motor.
Das sich im Kurbelgehäuse ungleich verteilende Schleuderöl kühlt die eine Seite besser als die andere. Und die hinteren Zylinder werden schlechter gekühlt als die vorderen. Deshalb fahre ich diese Maschine mit drei verschiedenen Kolbenspielen und sechs verschiedenen Ventilspielen! Man möchte sagen: eine Fehlkonstruktion. Wenn sie nicht so wunderschön wäre.
Gruß Harald
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Holtmann
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von Holtmann »

Guten Morgen Harald,

vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung, klingt wirklich plausibel!

Und richtig: Die genauen Vorgänge konnten damals wirklich nur empirisch entwickelt und auf ihre Wirksamkeit im Motor überprüft werden. Dazu gab es beim Daimler in Untertürkheim das sogenannte Wasserlabor. Dort wurden die Messungen an realen Bauteilen durchgeführt, und zuletzt (bevor es abgerissen wurde) auch mithilfe von Plexiglasmodellen sichtbar gemacht, war sehr anschaulich und hat uns Konstrukteure und auch den Versuchskollegen immer weiter geholfen.

Und wenn jetzt noch ein Forumskollege eine entsprechende Darstellung für den Wasserkreislauf im Diesel finden würde, wäre ich echt glücklich!

Viele Grüße von
uli
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HaraldSchuessler
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von HaraldSchuessler »

Liebe 170er Freunde.
ich bin gefragt worden, ob ich das Bild der beiden Zylinderkopfdichtungen nochmal etwas schärfer einstellen kann. Dabei habe ich nun an der Diesel-Dichtung alle Durchlässe, die kleiner sind oder fehlen rot markiert, alles Durchlässe die größer sind oder neu dazugekommen sind, grün markiert.
So groß sind die Unterschiede also garnicht , allerdings sind die Durchlässe mehr auf die "Zylinderseite" und weg von der Ventilseite gelegt worden.
Es grüßt euch Harald
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HaraldSchuessler
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Uli,
nun habe ich doch noch zwei Bilder gefunden. In der DB-Zeichnung kann man (mit etwas Mühe) gewisse Details des Wasserlaufs erkennen. Das andere Bild zeigt einen D-Block, den mein Freund Gerd Weißmann vor längerer Zeit aufgeschnitten hat.
Gruß Harald
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Zuletzt geändert von HaraldSchuessler am 15. Jun 2021, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
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GeorgesBuerginCH
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Re: Zylinderkopfdichtung des OM 636

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Harald,
sehr interessant:
Der geschnittene Block ist der modernere D-Block mit einem grossen Deckel auf der Stösselseite ab 170Db.
Während die Zeichnung einen Normalblock für Benziner und Diesel zeigt, der hat die Kanäle für Ein-und Auslass des Benziners und wurde für D und Da verbaut und hatte 2 schmalere Deckel.
Wann genau der Wechsel war weiss ich nicht,
Grüsse Georges
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