Dauerschleife

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Lahme Krücke
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Registriert: 26. Sep 2020, 10:34

Dauerschleife

Beitrag von Lahme Krücke »

Hallo Zusammen.

Vorab:
Da bin ich Euch doch glatt noch eine Geschichte schuldig, habe ich gerade bemerkt. Ich war der Meinung das hätte ich schon getan, aber ich hatte den Beitrag in den Entwürfen gelassen.

Wie einige von Euch wissen nutze ich meinen 170er nach seinem Wiederaufbau seit nunmehr 9 Jahren im Alltagsbetrieb.
Es ist tatsächlich mein normales Auto für Arbeitsweg, Einkauf, Urlaub und dergleichen.
Bei so einem Betrieb verwächst man recht schnell mit so einem Vehikel und seine teils anachronistischen Fahr-und Bedieneigenschaften sind schnell normal. Moderne Autos wurden mir sehr schnell sehr fremd.
Aber ich bin damit sehr glücklich, denn jede Fahrt macht Freude - selbst im Stau stehen ist damit erträglich ;) .

Besonders viel Spaß macht es natürlich auch neben dem Alltag besondere Ziele anzusteuern. Kürzlich erst besuchte ich unser Forumsmitglied Harald in Bremen auf einen wunderbaren Plausch und das erwerben von Ersatzteilen.
Das ist auch das Schöne an so einer Benutzung für mich.
Das drumherum macht das Ganze erst rund. Der Tag bei Harald, die netten Gespräche die wir führten und die lange Fahrt von früh Morgens an bis in die späte Nacht rein, das finde ich am allerbesten an dem bewegen dieses Kraftwagens. Es geht nicht nur um den Wagen, aber er ist das verbindene für mich im Alltag.
Ein modernes Auto wäre für mich echt eine Strafe. Körperlich wie seelisch.

Wunderbare Anfahrt aus Coeln weg:

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ein Kaffee auf nem Rastplatz:

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Dann endlich bei Harald angelangt.

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Und wieder Heim nach Kassel

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An so einen Tag kommen mal eben rund 600 Kilometer zusammen.
Das viele fahren drückt natürlich auf die Wartungsintervalle, welche ja bei unseren Autos recht kurz gestaffelt sind. Und da bin ich auch eher sklavisch veranlagt und mache eigentlich mehr als verlangt, oder sagen wir öfter. Dies ist im Alltag zugegeben etwas mühsam.
Wartung kommt bei mir wirklich nicht zu kurz und die typischen "Oldtimerprobleme" die durch lange Standzeiten entstehen, gab es bei mir eigentlich kaum.

Aber natürlich hat auch diese Medaille eine zwote Seite und die heißt: Verschleiß.

Ja, der ist bei einer Jahresfahrleistung von - mittlerweile - ca.17 - 20.000 km natürlich höher. Dabei aber eher im erwartbaren Bereichen der Bereifung, den Bremsen, Achsteilen und Bedienungselement wie Kupplung und dergleichen. Auspuff mußte hingegen bisher nur einmal gewechselt werden.

Mit einer Ausnahme:

Der Motor.

Der M136 ist bei mir mit Abstand das Verschleißteil Nummer Eins.
Und das obwohl ich die Motoren niemalsnicht schinde. Immer ordentliches Öl verwende, extra Feinfilter verbaut, kurze Ölwechsel, ständige Zündungs - und Ventilkontrolle, behutsames warmfahren ect.
Naja, jedenfalls hat sich nun vermutlich der fünfte Motorschaden angekündigt. Morgens auf einer leichten Bergabstrecke gab es ein fieses Geräusch aus dem Maschinenraum.
Der Motor lief noch, sogar recht gut, der Öldruck war auch fein und nach eine Sichtkontrolle war auch nichst böses zu finden, aber das Geräusch war schon deutlich und gehörte nicht hierher - verschwand aber nach dem erneuten Starten wieder nach einer Zeit
Und aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus weiß ich auch, das sowas besser nicht wegignoriert wird.
Also habe ich mich mit dem Wagen behutsam Heim gepirscht und zum Glück keinen Bruch produziert.

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Das war bei den vier Motorschäden davor deutlich heftiger. Diese waren aber ehrlicherweise nur bei einem auf Verschleiß zurückzuführen, die folgenden drei auf heftigen Pfusch von Motorenbauer.
Die Originalmaschine fuhr ich persönlich noch gute 40.000 Kilometer, bevor sich ein Kolbenring selbstständig machte. Da hatte das Triebwerk rund (1)87.000 (?) runter.
Ok, nicht prickelnd, aber es war ja ein altes Hündchen.
Zeitgleich hatte ich schon einen Ersatzmotor in der Mache, denn der alte gab schon Zeichen von sich. Dieser Ersatzmotor wurde für ein Heidengeld von Grundauf neu aufgebaut und zwar bei einem in Dortmund ansässigen M136 Spezi.
Ja, das war der aber nur von Namen her, denn der Motor hielt auch keine 12000Km bevor die Kompressionswerte immer weiter in den Keller rauschten. Das war eine unschöne Geschichte mit allem drum und dran wie zB. herausfallenden Froststopfen und dergleichen.
Kannst du dir nicht ausdenken.

Dann hatte ich meinen originalen Motor bei einer anderen 170er Koryphäe aufbauen lassen.
Der Motor hielt erst nur 800 Kilometer und röchelte mit viel Abrieb und Geräuschen der nächsten Instandsetzung entgegen. Diese hielt dann doch was länger, nämlich gute 5000 Kilometer bis sich auf dem Rückweg von Bockhorn ein Ventilsitzring selbstständig machte!
Das war auch konsequenterweise auch der einzige welchen sie da reingemacht hatten. Von den alten Ventilen ganz zu schweigen obwohl ich neue bezahlt hatte, usw.

Ja, Fragen über Fragen.

So, da hatte ich den Kanal aber so richtig voll von den ganzen Spezialisten.
Den letzten Motor habe ich dann auf Teufel komm raus so gut es geht selber aufgebaut, aber ich hatte keine Lust mehr gehabt so viel Geld auszugeben.
Viel schlechter konnte ich das auch nicht hinbekommen, also was solls?

Ich habe die besten Teile aus beiden Motoren verwendet, denn es war ja zum Glück nicht alles Murks.
Ein paar NOS-Teile (Stirnräder oder Ölpumpe zb.) wanderten noch hinein, der Kopf wurde zart geplant, eine hervorragende Zylinderkopfdichtung aus einer Nachfertigung kam auch dazu und ein Satz neuer Kolbenringe und Kolben.

Bei den Kolben und den Ringen war mir aber nicht so wohl zu Mute, weil ihre Herkunft und damit auch die Güte nicht bekannt sind. Die einschlägigen Händler und Zulieferer haben wohl nur diese No Name - Quelle(?).
Naja, egal damals war das für mich da der einzige Weg.

Tja, das hat dann jetzt auch nicht ganz 70.000 km gehalten.
Abrieb in Form von Schlieren im Öl hatte ich schon seit geraumer Zeit und das Motörchen klapperte auch vernehmbar. Die Kolben spielten schon ihr Totenlied und es war absehbar:
Das Ende naht.

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So, jetzt muß ich mir aber mal eine Pause geben. Auch monitär.
Ich habe die letzten Jahre wirklich jede frei Minute und auch viel Geld in den Wagen investiert - was ich nicht reue - aber jetzt ist ein bissel die Luft raus.
Ich muß mir wirklich überlegen ob ich nochmal so einen Motor aufbauen möchte, oder einen fertigen kaufen werde. Obwohl man sich damit auch schon wieder die Pest ins Haus holen kann. :|

Hmmm, oder vielleicht einen Markenfremden Motor vielleicht....? :mrgreen:

Ich habe noch ein paar - tatsächliche - Oldtimerprojekte, welche seit Jahren hinter dem 170er zurückstanden und die will ich jetzt nicht schon wieder vernachlässigen.
Deswegen kommt der Wagen jetzt mal eine Weile auf die Strafbank. Abgemeldet wird er nicht, sonst wird daraus doch noch die ewige Nummer.

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Natürlich bleibe ich im Forum, das ist ja kein Abschied. ;)

Gruß, Marco
Stumpft der Mensch vom gaffen ab?
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James Allen
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Beiträge: 133
Registriert: 6. Nov 2020, 11:22

Re: Dauerschleife

Beitrag von James Allen »

Do not give up. You have had some really bad luck and it was not because you were not trying. From you list of failures on the engine they appear to be quite varied. Never the same thing. Step back and start again. You can do it. I do agree about the experts. Most are anything but experts. Keep the faith. Jim
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HaraldSchuessler
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Beiträge: 816
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Re: Dauerschleife

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Marco,
schade! Bleibe uns erhalten, nicht nur wegen deiner ausgesprochen schönen Fotos.
Man könnte so viel zu deinem Beitrag schreiben. Vielleicht später.
Heute nur so viel: auch ich habe deinen Besuch in bester Erinnerung. Dass Du auf deiner Rückfahrt ausgerechnet an dem schönen Bahnhof in Sagehorn eine Fotopause eingelegt hast, ist bemerkenswert. Genau an dieser Stelle wurden für einen Artikel in einer Zeitschrift auch Aufnahmen meines OTP gemacht. Das war vor 14 Jahren.
Gruß Harald
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170DaOTP_LIN_20110925_036.JPG (176.91 KiB) 1588 mal betrachtet
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Holtmann
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Re: Dauerschleife

Beitrag von Holtmann »

Hallo Marco,

Deine Geschichte klingt wirklich traurig. Auch wenn dieser Vorschlag mit viel Kopfschütteln beantwortet wird: Bau doch statt des M136 einen OM636 ein. Der ist garantiert zuverlässiger als der M136 und verbraucht auch nur halb so viel Kraftstoff, ideal für einen Vielfahrer wie Dich ...

Viele Grüße von
Uli
aus KS-Wolfsanger
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Lahme Krücke
Pro-Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 26. Sep 2020, 10:34

Re: Dauerschleife

Beitrag von Lahme Krücke »

Hallo ihr Lieben.

Danke für die warmen Worte

@ Jim:
Thanks for these true words.
I will absolutley try it again, no doubt about it. But for the next steps i need some time to breathe before i move on. I´m exhaustet. Not realy from the Car itself, but from the massiv work on a daily base. The last few happenings were allways a little punishment. It seems its always a big mess, neither little happy accidents :mrgreen: .
I know the engine is down, not a total, but enough to shredder a bunch of cash and time - again. And that´s not all. On the stern is the rear axle the next snake in the gras. It´s the old Version with the Gleason-Differential - and boy that thing sounds and feels bad.
Just a question of time when it fails.
I´m not im anger. I know that this is the price to pay for my mileage.

Regards, Marco

@Uli
Danke. Der Vorschlag kommt öfter und ist auch sicherlich sinnig. Es gibt ja einen Grund warum noch so viele 170er mit einem OM636 unterwegs sind. Aber ich mag mit dem Diesel als PKW-Motor nicht so richtig warm werden. Ich war schon immer ein Freund vom Benziner im PKW - durch die Bank weg. Ich habe auch keinen rationellen Grund dafür parat, wir passen bisher einfach nicht so gut zusammen.
Bei einem 300er Diesel (natürlich im 170er) würde ich allerdings schon ins Grübeln kommen, die klingen schon ganz gut mit dem Hubraum. ;)

So, zum Thema:

Ich habe die Tage mal kurz Hand angelegt um mich langsam an das Drama heranzutasten.
Der Oldtimermarkt in Bockhorn steht an und dieses Jahr leider aus bekannten Gründen für mich natürlich ohne den 170er. Aber es wäre doch ganz nett schonmal zu wissen, ob man sich vor Ort nicht mit ein paar Motorteilen für den Wagen eindecken sollte.
Dafür muß man natürlich mal nachsehen.
Also habe ich mich die Tage mal zu einem Kompressionstest hinreißen lasssen um einen groben Überblick zu bekommen, bevor ich weiter in die Tiefe steige.


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Mal einen Blick unter die Haube riskieren

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Hmm, die Kerzen sehen schonmal alle unterschiedlich aus

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Tester ansetzen

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Joa, da haben wir doch schonmal eine Spur zum nachgehen

Als nächstes mache ich mal einen Druckverlusttest, das ist dann nochmal genauer.

Gruß, Marco
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Hesse
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Re: Dauerschleife

Beitrag von Hesse »

Lieber Marco,
das sieht nach Verschleiß oder Defekt an zwei Kolben/Kolbenringen aus. Es sollte sich relativ gut beheben lassen. Besonders von Dir, dem gepeinigten Spezialisten. Du solltest den Motor reparieren und danach nur noch ab und zu -just for fun- fahren. Für die täglichen Notwendigkeiten ist ein modernes Fahrzeug geeigneter. Hierbei könntest Du auch in einem Diesel noch während der Fahrt Radio hören, im Gegensatz zu den alten „Naglern“, die Dir den letzten Spaß an Musik nehmen können. Heute im Handel befindliche „alte“ , „NOS“-Kolben stammen oft aus Indien, müssen aber nicht unbedingt minderwertig sein. Oft sind dabei die Alu-Legierungen nicht so präzise gemischt, wie z.B. bei Mahle.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Ulrich
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HaraldSchuessler
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Re: Dauerschleife

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Marco,
liegen die oben abgebildeten Kerzen tatsächlich in der Reihenfolge 1 2 3 4?
Da die beiden Zylinder mit der schlechteren Kompression auch in der Zündfolge nebeneinander liegen, wird der Motor deutlich humpeln. Möglicherweise ist nur der Steg an der Zylinderkopfdichtung zwischen den Zylindern 3 und 4 beschädigt. Das wäre leicht zu beheben.
Gruß Harald
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Lahme Krücke
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Re: Dauerschleife

Beitrag von Lahme Krücke »

Guten Morgen zusammen.

Nene, die Kerzen liegen in der Rheinfolge 4-3-2-1. Habe ich ein bissel blöd angefangen.
Aber ja, es sieht etwas ungesund aus das Ganze.

Grundsätzlich kam mir das Geräusch welches der Motor machte, ja leider irgendwie bekannt vor und ich hatte schon so einen häßlichen Verdacht gehegt. Das der Defekt möglicherweise aus dem Bereich der Kolben kommt, legte ja schon das Klappern derselbiegen und der Aluabrieb im Öl nahe usw.

Gestern habe ich nochmal ein bissel rumgespinkst und etwas genauer nachgesehen - den Kopf mache ich die Tage mal runter, dann sieht man eh was Sache ist .
Die Steuergallerie hat keine Auffälligkeiten zu bieten, also nochmal mit starker Lampe und Spiegel bewaffnet um mal genau durch das Kerzenloch des 4. Zylinders (der mit dem höchsten Druckbfall) geschaut, wärend ich den Motor Stück für Stück per Hand durchdrehte. Genau für solche Momente wäre ein Endoskop eine feine Sache, aber sowas habe ich immer noch nicht im Fundus.
Egal, ich konnte auch so etwas erkennen.
Ich mag mich natürlich irren, aber auf dem Kolbenboden sind Fremdkörper zu erkennen.
Ich tippe jetzt mal auf `nen gebrochenen Kolbenring, aber genaues weiß man erst wenn der Kopf ab ist ;) .

Ulrich:
Ich bin mal gespannt was mich beim Ausbau erwartet. ich hatte beim Einbau schon ein nicht so behagliches Gefühl im Bezug auf die Kolbenringe, da kein Bezug zum Hersteller auszumachen war. Die Händler schwiegen sich beharrlich aus.
Dennoch, bei all der Schrauberrei und der vermeintlichen Unzulänglichkeiten die so ein altes KFZ hat, kommt ein neues Auto nicht in Frage für mich - und als Diesel schonmal garnicht.
Ich möchte über diese Brücke nicht mehr gehen. Ich habe ja das zweifelhafte Vergnügen ab und an ein modernes Fahrzeug bewegen zu müssen und ich finde das grauenvoll.
Ernsthaft.
Nie und Nimmer möchte ich sowas besitzen oder fahren müssen.
Aber so ist das mit dem Geschmack und zum Glück darf das ja noch jeder so für sich machen wie er mag.

Ich mußte mir, als der Motor vom 170er anfing zu verröcheln, sehr schnell einen Ersatz ans Bein binden um im Winter hier nicht mit dem Motorrad fahren zu müssen. Faktor Zeit und Geld waren treibende Kräfte.
Und so habe ich mir ein Auto für den Übergang angelacht, was in meinen Augen schon zu modern ist:

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Klar, hat noch Vergaser und Heckantrieb - das mußte sein und so eine Automatik finde ich ja immer ganz gut.
Ich muß jetzt nicht gerade heulen wenn ich den sehe, aber vom fahren her ist der mir schon zu neu. Klar, praktisch und verhältnismäßig flott aber etwas freudlos. Auch das Armaturenbrett ist...naja. Mir wäre ein Rekord C oder D da lieber gewesen, da war aber in dem Zeitraum nix greifbares am Start.
Aber gut, als Opferanode ist der erstmal Ok so. ;)

Gruß, Marco
Stumpft der Mensch vom gaffen ab?
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