42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Hier können die Diskussionen über den 170 S stattfinden...
Benutzeravatar
GarageForGabriel
Junior Mitglied
Beiträge: 14
Registriert: 23. Aug 2020, 17:35

42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GarageForGabriel »

Hallo und Habe die Ehre in die Runde!

Nachdem ich nun schon seit geraumer Zeit im Forum passiv mitlese, folgt nun mein erster (von möglicherweise vielen) Beiträgen. Davor eine "kurze" Vorstellung meiner Person und meines Klassikers:

Mein Name ist Johannes, ich bin 36 Jahre alt und komme aus Walding bei Linz, Oberösterreich. Ich bin seit etwas mehr als 2 Jahren nun im Besitz eines 170 S-D, welchen ich von meinem Vater geerbt habe. Der Wagen - liebevoll "Gabriel" genannt - befindet sich seit Mitte der 60 Jahre im Familienbesitz, da mein Großvater einen Autoverleih besaß. Anfang der 70er Jahre erhielt mein Vater das, zu jener Zeit bereits etwas altmodisch anmutende Fahrzeug.
"Gabriel" wurde etwa bis Anfang der 80er als Alltagsauto verwendet, bevor er, eingemottet bis Ende der 90er seine Zeit in einer Garage fristete.
Danach wurde der 170er durch meinen Vater und einen befreundeten Mechaniker technisch soweit instand gesetzt, dass er bis 2016 als Gelegenheitsfahrzeug für besondere Anlässe verwendet wurde.
Allerdings wurde immer nur das Notwendigste gemacht. Seit dem Tod meines Vaters steht der Wagen nun im meiner Garage (daher mein Nickname GarageForGabriel - was sich im Übrigen auch auf eine nette Geschichte in einem Englischlehrbuch bezieht. Aber das ist eine andere Geschichte... ;) )

Schließlich begann ich vor ca. einem Jahr, den Wagen technisch wieder soweit instand zu setzen, dass er straßentauglich wird. Leider, wie es so oft ist, kamen bei jeder genaueren Begutachtung immer mehr Missstände zum Vorschein. Davon kann wohl der eine oder andere hier im Forum ein Liedchen singen...
So stehe ich nun vor der Entscheidung stehe, den Wagen von Grund auf vollständig zu restaurieren, oder nur das technisch Notwendigste zu machen. Vorerst möchte ich versuchen alles herzurichten, was ich mit meinen Mitteln selbst reparieren kann. Und hier kommt ihr - liebe Forumsmitglieder - ins Spiel (an dieser Stelle auch tausend Dank an alle für die vielen wertvollen Informationen und auch Anleitungen, welche mir bereits sehr weitergeholfen haben. Ihr macht dieses Forum großartig!!!)

Nach langer Vorrede nun zum aktuellen Problem:

Ich bin gerade dabei, das Bremssystem vollständig zu überholen. Ich habe bereits den HBZ überholt, habe neue RBZ und neue Kunifer Bremsleitungen (Tipp: Leitungen von Matthias Bannemer!). Jetzt geht es um die Beläge. Es gibt die 2 Möglichkeiten, kleben oder nieten. Ich tendiere dzt. zum Nieten, da ich das selbst machen kann und es deutlich günstiger ist.
Beim Nachmessen stellte sich heraus, dass die Bremstrommeln offenbar früher bereits ausgedreht wurden: Vorne 241mm, Hinten 242mm.

Meine Frage ist jetzt: Welche Stärke müssen die Beläge nun haben? Hätte gerne die von RBK-Industrie mit 5mm Stärke gekauft, da sie sehr günstig sind und wie ich denke auch gut, da die Firma ja viel Erfahrung hat. Reichen dann die 5mm bzw. kann ich den größeren Trommeldurchmesser durch die Bremsbackennachstellung ausgleichen, oder brauche ich tatsächlich dickere Beläge?

Vielen Dank und beste Grüße aus Österreich, Johannes
Benutzeravatar
GeorgesBuerginCH
Pro-Mitglied
Beiträge: 900
Registriert: 20. Aug 2020, 17:42

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Grüsse Georges
Dateianhänge
42_Bremse_revidieren.pdf
(3.63 MiB) 204-mal heruntergeladen
Benutzeravatar
Oldimat
Senior-Mitglied
Beiträge: 66
Registriert: 23. Aug 2020, 12:10

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von Oldimat »

Hallo,
Normalerweise gibt man die Backen mit der zugehörigen Trommel zur Bearbeitung an die Fachfirma. Die stimmen dann Belagstärke und Trommeldurchmesser (nach Ausdrehen) aufeinander ab.
Das steht ja auch sinngemäß so in Georges' Beitrag. Das liest sich kompliziert, ist aber in Wirklichkeit ziemlich einfach.
Viel Glück, und "don't fix it if it ain't broken"!
Gruß,
Oldimat
Benutzeravatar
GarageForGabriel
Junior Mitglied
Beiträge: 14
Registriert: 23. Aug 2020, 17:35

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GarageForGabriel »

Danke erstmal für die Antworten. Leider ist meine eigentliche Frage damit noch nicht ausreichend beantwortet.

@ Oldimat: Mir ist bekannt, dass man bei einigen Bremsendiensten die Backen und Trommeln abgeben kann und dann wird der passende Belag aufgeklebt. Aber ich möchte es nach Möglichkeit selbst machen, da ich denke, dass die Vorteile des Klebens die Mehrkosten kaum rechtfertigen, da 1. die Bremsleistung bei ordentlich genieteten Belägen nicht schlechter ist, und 2. ich bei meiner geringen Fahrleistung mit den genieteten Belägen wahrscheinlich auch ewig auskommen werde. Zumindest solange, bis das Material aufgrund des Alters und Sprödheit ohnehin ausgetauscht werden sollte.

@ Georges: Vielen Dank für deine schöne Anleitung, ich hatte sie schon zuvor gelesen (und nebenbei: Kompliment für dein großes fachliches Wissen und deine handwerklichen Fertigkeiten! Ich habe schon viele deiner Anleitungen mit Begeisterung gelesen :) )

In deiner Anleitung steht, dass es ratsam ist, die Belagstärke eher zu dünn als zu dick zu wählen. Du sagst, es sollte ein Spiel von mind. 0,5mm auf jeder Seite zwischen Backe und Trommel sein. Im WHB wird ein Spiel von 0,75mm bds. angeben (siehe Berichtigungen WHB S.494).

Ich habe die Bremsen hinten trocken vormontiert und den Durchmesser der Backen ohne Belag gemessen: er beträgt hinten 230mm (bzw. 228mm bei Kompression durch eine Schraubzwinge), Exzenterschrauben natürlich auf null gestellt. Nach Adam Riese hätte ich dann bei einer Belagstärke von 5mm einen Außendurchmesser der Backen von 238-240mm, d.h. 1-2mm Spiel bds. zw. Trommel und Backen. Das müsste sich doch mit der Bremsbackennachstellung ausgleichen lassen, oder? Ein etwas dickerer Belag, könnte dann schon wieder zu viel sein, denke ich.

Also denkt ihr, es reichen 5mm Beläge?

Gibt es sowas wie eine Tabelle, bei welchem Trommeldurchmesser welche Belagstärke verwendet werden soll? Im WHB und Tabellenbuch habe ich dazu nichts gefunden, auch nicht zur Stärke der originalen Beläge bei Auslieferung. Dann könnte man ja einfach sagen, z.B. pro 1mm Übermaß der Trommel brauche ich 0,5mm stärkere Beläge bds.? (Möglicherweise kann man das aber auch nicht pauschal in einer Tabelle angeben, da die Belagstärke ja auch vom Zustand und der Abnutzung der Backen usw. abhängt).

Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht zu kompliziert ausgedrückt... oder ich überlege einfach zuviel :? Was denkt ihr?
Benutzeravatar
GeorgesBuerginCH
Pro-Mitglied
Beiträge: 900
Registriert: 20. Aug 2020, 17:42

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Johannes,
erst mal etwas Geschichte:
früher wurden Bremsbeläge mit Übermass aufgenietet, die Bremsbacken montiert und mit dem
Bremsbackendreh- oder Fräsapparat auf den richtigen Durchmesser gebracht.
Hier ein Bild bei Kienle 300SL
42_Bremsb_ueberdrehen 2.jpg
42_Bremsb_ueberdrehen 2.jpg (67.75 KiB) 3588 mal betrachtet
Wenn der Durchmesser der belegten Backen für D 240mm vorgesehen ist tragen die Beläge optimal,
sind dann aber die Bremstrommeln auf 241 und 242 mm ausgedreht, werden vermutlich die Beläge am Anfang,
bis diese eingschliffen sind, nur auf ihrem Scheitel tragen bis sich der Durchmesser der Beläge dem Trommeldurchmesser angepasst hat.
Frage doch mal in einer Werkstätte die Bremsendienst anbietet wie die das handhaben.
Ich habe mich noch nie damit beschäftigt, da ich auf jeden Fall kleben werde.
Grüsse Georges
Benutzeravatar
Audax
Senior-Mitglied
Beiträge: 58
Registriert: 20. Aug 2020, 17:36

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von Audax »

Und so sieht das aus wenn man das Zanghi Gerät einsetzt! Besser geht es nicht. https://vimeo.com/manage/132536614/general
Falls jemand noch Teile von einem Zanghi Gerätes hat bitte melden. Es gibt noch ein unvollständiges Gerät das wir gerne komplettieren würden.

Gruß
Reinhard
Benutzeravatar
GarageForGabriel
Junior Mitglied
Beiträge: 14
Registriert: 23. Aug 2020, 17:35

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GarageForGabriel »

Danke für die Infos!

Muss mich mal erkundigen, welche Werkstatt in meiner Nähe sowas macht. Bis dahin werde ich noch einmal die Bremsen trocken montieren und nochmal genau messen. Muss ohnehin mit den nun gereinigten Backen das Spiel am Backenauge prüfen, könnte durchaus sein, dass hier auch etas zu richten ist. Kann man eine verschlissene Aufhängungsbohrung an der Bremsbacke richten? Wenn ja, wie?

Zuvor waren übrigens auch 5mm Bremsbeläge drauf. Vorne waren sie gleichmäßig und schön abgeschliffen, hinten stark einseitig abgenutzt. Nehme aber an, dass es am rostigen Bremszylinder und am Rost an der Aufhängung lag. Was könnte sonst noch Grund für eine einseitige Abnutzung sein?
Benutzeravatar
GeorgesBuerginCH
Pro-Mitglied
Beiträge: 900
Registriert: 20. Aug 2020, 17:42

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Johannes,
folgendes kontrollieren:
Sind die Bremsbacken verbogen?
Spiel radial Lagerung unten zu gross?
Fehlen beim Lager unten achsial Beilagscheiben, haben die Bremsbacken zu viel Spiel?
Drücken die Stössel zwischen Bremszylinder und Bremsbacken schräg? Dann fehlt die Distanz-Beilage unter dem Bremszylinder.
Grüsse Georges
Dateianhänge
Mont_Bremszyl.jpg
Mont_Bremszyl.jpg (88.13 KiB) 3508 mal betrachtet
Zuletzt geändert von GeorgesBuerginCH am 22. Jan 2021, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
GarageForGabriel
Junior Mitglied
Beiträge: 14
Registriert: 23. Aug 2020, 17:35

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von GarageForGabriel »

Servus Georges,

Folgendes fiel mit bei der Demontage der Hinterbremsen auf:

Rechts:
Die hintere Bremsbacke war an der Bolzenaufnahme verbogen, der Stössel drückte schräg gegen die Bremsbacke - dies konnte ich durch vorsichtiges Biegen wieder korrigieren. Sowohl achsiales als auch radiales Spiel sind zu groß. Am Lagerbolzen fehlte die (innere Passscheibe), aber auch unter dem RBZ war keine Distanzscheibe vorhanden (ist dort überhaupt eine vorgesehen?). Dementsprechend war das achsiale Spiel auf jeden Fall zu groß. Aber auch das radiale Spiel ist sehr groß, da ist die Bohrung am Backenauge deutlich verschlissen ist und die Backe lässt sich, wenn sie nur am Lagerbolzen eingehängt ist, stark kippen. Mit stark meine ich ca. 2 cm. Toleranzen sind ja im Tabellenbuch angeführt, allerdings habe ich keine Möglichkeit so genau zu messen. Lässt sich das irgendwie richten?

Es wird auch angeführt, dass sich die Backen max. 0,5mm über Backenbreite kippen lassen sollen. Ist damit gemeint, wenn die Backe nur am Lagenbolzen aufgesteckt wird, oder bei vollständig montierter Bremse (also angeschraubt mit korrektem achsialem Spiel)?

Links:
Hier war die Passscheibe vorhanden, aber gemeinsam mit den den Backen deutlich angerostet. Auch der RBZ war so verrostet, dass vermutlich ein Kolben soviel Widerstand hatte (bzw. fest war), und nur eine Backe bewegt wurde. Das Kippen war hier vor dem Ausbau nur gering möglich (ca. 1mm).

Auch die Backen an den Vorderbremsen lassen sich etwas kippen, wenn sie nur am Lagerbolzen eingehängt werden. Vollmontiert, und alles eingehängt und angeschraubt, gab es kaum Spiel.

Fazit: Das Achsialspiel lässt sich da mit den richtigen Scheiben ja gut einstellen. Aber kann man das deutliche radiale Spiel durch die verschlissenen Bohrungen am Backenauge irgendwie richten lassen (Buchse o.ä., weiß nicht welche Möglichkeiten es da gibt...), oder ist es bei Korrektur des achsialen Spiels, wenn die Backe dann nicht mehr verkantet werden kann, zu vernachlässigen. Oder muss ich mich überhaupt um neue Bremsbacken umschauen?

Wieder mal viele Fragen...
Grüsse Johannes
Benutzeravatar
Baloke
Senior-Mitglied
Beiträge: 61
Registriert: 8. Okt 2020, 10:16

Re: 42 Überholen der Bremsen, Belagdicke der Bremsbeläge

Beitrag von Baloke »

moin Reinhard & Runde,

habe gerade die neue Oldtimer Markt in Arbeit.

Öffne mal diese Seite: www.omarkt.net/0791w

nicht billig, aber professionell für Eigenleistung.

Aber mit Sicherheit besser ist die Variante "Bremsbacken & Trommeln ausbauen und zum Spezi-Betrieb geben und Beläge kleben lassen"

bis denne/b
Antworten