Schriftzug 170 Diesel? - beim Da vorn links an der Motorhaube

[Peter_B]

Hallo Freunde des Guten Sterns auf allen Straßen,

wenn Ihr des Ausfüllens von Anhörungsbögen zu Verkehrsverstößen und des Ausfüllens von Überweisungsträgern mit mindestens dreistelligen Euro-Beträgen überdrüssig seid und Ihr wieder etwas Muße für die wirklich wichtigen historischen Teilaspekte des MB-170 Universums habt, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mir Näheres zum 170 Diesel Schriftzug seitlich vorn auf dem linken Motorhauben-Oberteil eines Da sagen könntet.
Ich selbst habe so etwas tatsächlich noch nie gesehen.
Im Ersatzteilkatalog des 170Da (Ersatzteilliste 136.VI, Ausgabe A - Stand Oktober 1950) ist weder der Schriftzug abgebildet noch weist das linke Motorhauben-Oberteil dementsprechende Bohrungen auf.

Handelt es sich um ein kostenpflichtiges(?) Zubehörteil?
Ist das Fahrzeug auf dem Werksfoto (Archiv Nr. 50181) ein Prototyp?
Oder, oder, oder…?

Ich würde jetzt gerne an dieser Stelle das Bild einstellen, aber ist mit einer fetten Bauchbinde „© copyrighted material“ gekennzeichnet – und da ich nicht auch noch einen „Urheberrechtsverstoß“ riskieren will, füge ich hier den Link ein, unter dem ich das Bild (Überschrift: „Typ 170Da, W136“ bei
mercedes-benz-publicarchive.com gefunden habe.

https://mercedes-benz-publicarchive.com ... 4MQ!!&rs=5

Übrigens, wenn man das Bild ran zoomt, verschwindet die störende Bauchbinde.

Vielen Dank
Schöne Grüße

Peter

[170ziger]

hallo Peter,
das sind Fotos vom allerersten Diesel im 170er, siehe Motor mit geteiltem Zylinderkopfdeckel.
Wie sollte der technisch interessierte Mensch von außen erkennen, ob es sich bei dem Wagen um ein Vergaser- oder um das gepriesene Dieselmodell handelt? Das noch vom Kanonendonner gestörte Ohr konnte ev. den seidenweichen Lauf des neuen OM636 vom rauen Lauf des M136 nicht unterscheiden
Beim Foto vom Heck dieses Wagens ist zu erkennen, dass es den gebogenen Schriftzug "DIESEL" noch nicht gab. Ich denke, die Werbeleute brauchten ein Foto, wo das Auto als Diesel zu erkennen sein musste.
Gut, dass es Leute wie Dich gibt, die so genau hinschauen.

Gruß, Alfred

[Jojo]

Lieber Peter, lieber Alfred!

Das dürfte eine (sehr) frühe "Fälschung" für die Verkaufsabteilung (oder besser "Vorserie") gewesen sein, Eure Vermutungen dürften richtig sein. Dieser Schriftzug taucht sonst nirgendwo auf, noch nicht mal bei den Liska Zeichnungen.

Aber schön, dass Du, Peter, ihn gefunden hast!

Gruß

Jo

[HaraldSchuessler]

Lieber Jo,
das "sehr früh" lässt sich noch eingrenzen. Es ist zwar noch der alte D-Motor abgebildet, im Text wird aber von Va und Da gesprochen und man sieht auch, dass die abgebildeten Fahrzeuge schon den neuen Kofferraumdeckel haben. Man kann also annehmen, dass dieses Bild noch vor der Auslieferung von Va/Da in der Werbeabteilung entstanden ist, vermutlich in der ersten Hälfte 1950.
Wahrscheinlich hat kein einziger Wagen jemals diesen Schriftzug getragen, der gewählte Ort ist nämlich denkbar ungünstig. An dieser Stelle ist die Motorhabe gewölbt und in sich so labil, dass sie beim Öffnen ihre Wölbung noch verändert. Ein solches Zeichen wäre an diesem Platz schon nach kurzer Zeit abgerissen oder gebrocken.
Gruß Harald

[Peter_B]

 
Hallo Alfred, Jo und Harald,

vielen Dank für Eure raschen Antworten.
Sie sind in sich schlüssig und erklären das Phänomen „170 DIESEL Schriftzug auf Motorhauben-Oberteil beim Werksbild 170Da“ im historischen Kontext absolut nachvollziehbar.

Ich habe nochmal im Ersatzteilkatalog des 170Da (Ersatzteilliste 136.VI, Ausgabe A - Stand Oktober 1950) geblättert und bei der Gruppe 40 (Räder und Bereifung) unter der
Bildnummer 11: den „Raddeckel (für Ersatzrad mit Aufschrift „Diesel“)“
und unter der
Bildnummer 12: das „Schriftsegment (Diesel)“
gefunden,
obwohl auf der danebenstehenden Explosionszeichnung weder die Nummern 11 und 12 erscheinen noch eine Radkappe mit Aufschrift „Diesel“ oder das Schriftsegment selbst abgebildet sind.

Aber im Kapitel „Aufbau“ findet man auf Tafel 47 eine Rückansicht eines Da von hinten links, auf dem der gebogene Schriftzug „Diesel“ auf der Ersatzradkappe deutlich erkennbar ist.

Dies bestätigt all Eure Erklärungen und beweist die Nutzung „alternativer Fakten“ bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1950.

Nochmals Danke
Schöne Grüße

Peter

P.S.: …hat eigentlich gar nicht so unflott ausgesehen, oder?

P.S.2: …und ich habe was dazugelernt, dass die dynamischen und farbenfrohen Mercedes (Werbe)-Bilder mit 170ern (et al) aus den frühen 50ern von Hans Liska stammen.

[GeorgesBuerginCH]

Guten Tag Gemeinde,

mit Bildern in ETL und BAL ist grosse Vorsicht geboten,
sie wurden auch vor dem Krieg in verschiedenen Drucksachen immer wieder verwendet,
waren halt eben etwas veraltet, was soll's.
Originalität an Hand von Fotos zu beweisen ist oft schwierig,
Ich suche immer Privat-Bilder aus der Zeit, die sind meist authentischer.
Leider zeigen diese nur selten Details von Konstruktion und Ausstattung.

Also Gute Fahrt, sind wir nicht allzu pingelig betreffend Originalität.
Welche Auswahl von Stossstangen Vorkrieg anzutreffen sind, da ist so vieles original.
Viele Grüsse Georges

[M4st3r M M]

Hallo,
ich kann Georges nur zustimmen, die Werksbilder sind als netter Hinweis gut geeignet.
Jedoch für Details schwierig. Zb. gibt es Werksbilder vom 170DS OHNE Zierleisten an den Motorhaubenseitenteilen.
Oder das innen ein ganz anderes Gummi ausgelegt ist.

Viele Grüße

Guten Tag Gemeinde,

mit Bildern in ETL und BAL ist grosse Vorsicht geboten,
sie wurden auch vor dem Krieg in verschiedenen Drucksachen immer wieder verwendet,
waren halt eben etwas veraltet, was soll's.
Originalität an Hand von Fotos zu beweisen ist oft schwierig,
Ich suche immer Privat-Bilder aus der Zeit, die sind meist authentischer.
Leider zeigen diese nur selten Details von Konstruktion und Ausstattung.

Also Gute Fahrt, sind wir nicht allzu pingelig betreffend Originalität.
Welche Auswahl von Stossstangen Vorkrieg anzutreffen sind, da ist so vieles original.
Viele Grüsse Georges