170S: Anlasser Umrüsten auf Elektrische Betätigung.

[170Sb-Fahrer]

Hallo und guten Tag,

ich habe vor ein paar Wochen mit einem guten Freund unserer Familie telefoniert, er fährt einen 170S, Bj. 1951.
Problem: Aus gesundheitlichen Gründen hat er seit einiger Zeit erhebliche Probleme den mechanischen Anlasser (Fuß-Hebel) zu betätigen.

Unsere Idee zur Lösung ist: Kann man den Anlasser einfach gegen einen Anlasser aus dem 170Sb auswechseln?

Der elektrische Anschluss ist wirklich sehr einfach: Ein Taster für den Magnetschalter lässt sich einfach einbauen und die zusätzliche Leitung ("Dünnstrom") legen. Selbstverständlich muss der Taster für den Strom des Magnetschalters ausreichend dimensioniert sein - absolut kein Problem.
Das vorhandene Kabel für "Dickstrom" für den Anlassermotor wird weiterverwendet.

Der Motor des Wagens ist offensichtlich aber nicht der originale "S"-Motor, denn die Aufhängung der LIMA am Motorblock ist anders als bei meinem Sb, obwohl lauf Werkstatthandbuch der Motor nahezu identisch sein sollte: Beide M136.III.
Bei diesem Motor sind die LiMa Befestigungen am Motorblock angegossen. Es könnte vielleicht ein "VA" (M136.VI) oder ein V"(M136.I) - Motor eingebaut sein. Ich komme auf die Schnelle an das Auto nicht ran, um die Motornummer abzulesen.

Bleibt also die Frage, ob der Umbau mechanisch einfach machbar ist? Zum Beispiel: Anlasserritzel passend zum Zahnkranz der Schwungscheibe? Befestigung?


In meiner ETL und im Werkstatthandbuch habe ich folgende Infos gefunden:
Die Kupplungen sind laut Werkstatthandbuch für den "V", "VA", "S" und "Sb" gleich: F&S K12.
Schwungrad mit Zahnkranz (92 Zähne): 136 032 02 05.
Getriebegehäuse mit Kupplungsglocke 191 260 00 04.

Sollte also alles soweit passen - oder gibt es eventuelle sonstige Hindernisse?

Update: Ich war am Wochenende vor Ort und habe mir den inzwischen ausgebauten Anlasser angesehen und Nummern / Ziffern notiert.
Leider sind einige Zeichen kaum noch erkennbar.

Auf dem Ritzelgehäuse ist zu lesen: OLG 317/2 oder DLG 817/2 (Alle Zeichen sehr schlecht lesbar, könnten also auch ähnlich sein)
Auf dem Anlassergehäuse: Schlecht lesbar: "CS" (oder "GS" oder "CG" oder ähnlich). Gut lesbar: "06/6 ARS20".

Bevor wir einen Anlasser mit Magnetschalter kaufen, möchten wir gerne wissen, was passt in dieses Auto? Auf gut-Glück kaufen und evt. zurücksenden möchten wir nicht, denn zu schlecht sind unsere Erfahrungen bezüglich Transportrisiken (Schäden!!).


Vielen Dank im Voraus für Eure Antwort

und Viele Grüße
Hermann
(170Sb-Fahrer)

[HaraldSchuessler]

Lieber Herrmann,
der Umbau könte riskant bzw. unmöglich sein. S und Sb hatten Zahnkränze mit 92 Zähnen. Da wäre das problemlos zu machen. Im Auto deines Freundes scheint aber der Motor eines V eingebaut zu sein. Der hatte wohl (immer?) einen anderen Zahnkranz mit ein paar mehr (98?) Zähnen.
Gruß Harald

[jimattsson]

Hallo, ich befürchte auch leider dass Harald hat recht. Es scheint als ob der vorhandene Motor einem Vorkrieg 170 V entnommen ist. Laut meiner Unterlagen hatten die VK-Modelle einen Anlasser CG 0,6/6 ARS 20. Nach dem Kriege wurde (auch beim V wie beim Va und S) einen Anlasser EGC 0,6/6 R 12 verbaut. Der Anlasser im Sb trägt die Bezeichnung EGD 0,6/ AR 17. Die beiden letzten sind mit einander völlig austauschbar, der Ritzel hat für beide 9 Zähne mit Modul 3,175. Es könnte vielleicht jedoch die Möglichkeit bestehen, den Ritzel vom vorhandenen Anlasser in den vom Sb einzubauen, aber das muss vor Ort entschieden werden - wenn nicht jemand hier im Forum darüber Bescheid geben kann.
Grüsse Jan Ivar

[170Sb-Fahrer]

Hallo Jan Ivar, hallo Harald,

vielen Dank für eure schnelle Info.

Dann passt die Bezeichnung CS 06/6 ARS 20, die wir mit Mühe abgelesen haben, tatsächlich zu diesem Anlasser und damit ist leider zu befürchten, daß ein Sb-Anlasser nicht direkt und ohne größeren Aufwand eingebaut werden kann.

Bleibt nun noch der Versuch, einen Anlasser umzubauen, oder irgend eine andere Lösung. Ich kann mir aber nicht vorstellen, was das wäre.

Den Motor auszutauschen ist keine Alternative, denn der läuft so super, gleichmäßig und ruhig, springt astrein an, dass ich froh wäre, wenn der Motor meines Sb so perfekt laufen würde. Also bleibt der VK-Motor drin.

Viele Grüße
Hermann

[HaraldSchuessler]

Lieber Herrmann,
frag doch mal bei Auto-Elektrik Köllmer in Arnstadt nach, ob man dort einen solchen Anlasser bauen kann. Für 170 S gibt es dort Anlasser mit Magnetaschalter. Vielleicht auch für 170 V.-
Gruß Harald

[GeorgesBuerginCH]

Tschau Hermann,

wenn alle Stricke reissen ........

Ein Stahlkabel oben am Ausrückhebel befestigen, weiter vorne im Motorenraum eine Umlenkrolle montieren, dann durch die Spritzwand ins Fahrzeuginnere,
mit einem guten Griff durch ziehen den Anlasser betätigen.

Der ganze Rest bleibt original.

So nach dem Prinzip Handanlasser beim Rasenmäher, nur wird da nur der Anlasser in Betrieb gesetzt.

Grüsse Georges

[HaraldSchuessler]

Lieber Georges,
so ist das nicht nur bei den Rasenmähern, auch beim 170 S-V gibt es einen Seilzuganlasser. Wollte man dieses System bei einem 170 S anwenden, sollte man geschickterweise den Ausrückhebel des Anlassers etwas umbauen. Ich hänge dazu mal einen Beitrag aus dem "alten Forum" an (4/2017).
Gruß Harald

[170Sb-Fahrer]

Hallo und einen guten Morgen lieber Harald, lieber Georges,

vielen Dank für Eure Antworten.

Ich werde heute Vormittag

1.: bei der Firma Köllmer anrufen und - und unabhängig vom dem Ergebnis

2.: auch mal mit unserem Freund (Wolfgang, ist aber nicht im Forum registriert) telefonieren.

Die alternative Lösung mit dem Seilzug würde mir als Notlösung gefallen . Das Anlassen wäre in diesem Fall deutlich einfacher als bei einem Rasenmäher, denn im 170S-Fall müsste nur der Zug zum Einspuren des Ritzels und zum Betätigen des "Dick-Strom" Schalters manuell aufgebracht werden und nicht wie beim Rasenmäher der Benzinmotor in Gang gesetzt werden (Kompression). Das üble Ziehen am Rasenmäherzugseil, was mitunter recht lästig sein kann (mehrfach = schweißtreibend), wenn der nicht anspringen will, würde bei der 170S - Sonderlösung entfallen.

Etwas Mechanik-Bastelei sollte machbar sein. Möglichkeiten für die Montage von 1 oder 2 Umlenkrollen sollten zu finden sein. Eventuell könnten wir einen Bowdenzug, komplett mit Umhüllung verwenden. Ich denke an die Betätigung der Heizklappen und des Heizungshahns. In meinem Auto gehen diese (drei) Bowdenzüge recht schwer (obwohl gut geschmiert). Schwerer wird der Seilzug für den Anlasser wohl nicht laufen.
Bowdenzüge gibt es zu kaufen, z.B. Bremszüge für Fahrräder; möglicherweise auch als Meterware. Umlenken um leichte Kurven ist dann recht einfach. Zum Umlenken des Seil-Zugs auf Druck (am Anlasserhebel) könnte ein Umlenkhebel (z.B. vom Kupplungsgestänge) verwendet werden - oder eine einfache aber stabile Eigenkonstruktion. Einen eleganten Knebel könnte man selbst aus Holz herstellen oder von einem alten Rasenmäher (Schrottplatz) abmontieren. Realisierungsansätze sind also vorhanden.
Alles in Allem wäre das eine gute und betriebssichere Notlösung!

Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie unsere Lösung letztendlich aussieht.


Viele Grüße
Hermann (170Sb-Fahrer)
und Wolfgang lässt (unbekannter Weise) auch dankend grüßen

[170Sb-Fahrer]

Lieber Harald,

ich war noch beim Schreiben meiner Antwort. Da ich alles immer erst in einem Textprogramm vorschreibe (wegen der Dreckfühler äähh: Druckfehler Kontrolle ) und dann in's Forum kopiere, habe ich Dein posting erst vorhin gelesen.

Ich bin begeistert von Euren Vorschlägen und das bestätigt, was ich unserem Wolfgang schon vor erzählt hatte: Eine Frage in's Forum stellen und wir erhalten garantiert und schnell hilfreiche Antworten, Tipps usw.

Nochmals ein herzliches Dankeschön an Euch alle!!

Hermann
(170Sb.Fahrer)

[HaraldSchuessler]

Lieber Herrmann,
falls es zu diesem Umbau kommen sollte, würde ich von einem umhüllten Zug - wegen der unnötigen Reibung - abraten. Einfach die Seele eines Bowdenzugs verwenden. Wenn ich den Umbau vornehmen würde, würde ich mich an der S-V Lösung (und nicht am Rasenmäher) orientieren. Wenn Du anstatt einer Umlenkrolle einen Winkelhebel verwendest, kannst Du durch die Länge der Hebelarme den benötigten Kraftaufwand nochmals reduzieren.
Gruß Harald