Ein Tag mit dem ADAC
Verfasst: 5. Feb 2023, 19:02
Ich habe es mir am Mittwoch geleistet nicht zur Arbeit zu fahren....oder sagen wir mal besser: nicht zur Arbeit zu kommen.
Fahre zuhause los, fülle Brennstoff nach da ich es tags zuvor vergaß und fahre Richtung Maloche. Nach 15 Kilometern in so `nem Kaff biege ich auf die Hauptstrasse ab und dabei geht der Motor aus.
Einfach so.
Ich strande in meinem Roß direkt auf der Ausbuchtung einer Bushaltestelle. Orgeln bringt nix, Motor bleibt aus - Feixendes Jungvolk welches Führerscheinlos auf den Bus wartet, umrandet mich und meinen erlahmten Untersatz. Haube auf und Bestandsaufnahme. Hmmm, nix lose, nix undicht. Sprit kommt, Zündfunke auch, Ventile öffnen und schließen (dank Seitenventiler ist es durch das Kerzenloch zu betrachten), da ist also nix zerbrökelt. Bin schon bis zu den Ellebogen vollgesaut und alles scheint normal...
Öööh...
Ok, also diverse Versuche gestartet und rumgemacht, aber nix führt zum Erfolg - lediglich die Batterie bekommt Lähmungserscheinungen. Das ist natürlich ungünstig, denn ich habe da noch so ein paar Ideen, aber ohne Strom wird das nix - trotz Kurbel zum anwerfen des Motors. Das umgebene Jungvolk ist aufgrund seiner Altersdichte zwischen 10 und 13 Jahren nicht gerade zimperlich bei der Gestapomäßigen Befragung ob der Dinge die ich da gerade mache. Das trägt nicht zu Laune bei. Das triste naßgraue Anlitz Kürtens (besagtes Kaff im Bergischen Land) und meine langsam durchgeweichten Klamotten wegen des Dauernieselns, tun ihr übriges.
Wenigstens die Busfahrer heben ihren Spaß wärend Sie um mich rumkurven.
Gut, das wird nix mehr mit Bordmitteln, also werden erstmal die leidensfähigen Mitmenschen im persönlichen Umfeld telefonisch abgegrast. Da auch mein Telefon tatsächlich deutlich älter ist als das immer noch anwesende Kindsvolk, bin ich nun entgültig und leibhaftiges Gesprächsthema. Die Floskel vom Glauben abfallen ist förmlich greifbar.
Keiner meiner mißratenen Freunde und Verwandten hat Zeit mir an diesem Regennachmittag aus meiner Lage zu helfen. Alle haben tatsächlich was besseres zu tun. Also habe ich schweren Herzens - als Eingeständnis meiner schrauberischen Niederlage - den ADAC angerufen. Dies ist das zwote mal in meinem motorisierten Leben und es erfüllt mich mit Schmach.
Erstmal werde ich von einer weiblichen Computerstimme dazu aufgefordert doch alles Online zu machen, da dies unfassbar viel schneller ginge und ich ja ach so tolle Optionen hätte, wie punktgenaue Lokalisierung und dergleichen. Wärend ich mir diesen Hipstermüll anhören muß, gerate ich in schweiß weil mein ALDI-Talk Guthaben auf meinem Steinzeitterrorfon hörbar dahinschmilzt.
Der erste Mensch am anderen Ende der Leitung ist sehr nett und schnell bei der Sache, braucht denoch satte vier Anläufe um ernsthaft und entgültig zu verstehen das es sich bei meinem Fahrzeug nicht um eine 170er A-Klasse, oder um eine 1991er S-Klasse handelt, sondern wirklich um ein 170S von 1951. Nachdem das und die geographische Lage meines Leidens in der Suchmaske verewigt wurden, eröffnete man mir eine Ankunft des Technikers (O-Ton) innerhalb der nächsten zwei Stunden.
Ich machte das Beste darauß. Schloß ab und ließ die Karre den Kürtener Busverkehr erfolgreich behindern, wärend ich zu ALDI wanderte um mein Guthaben neu aufzuladen und mich mit etwas eßbarem auszustatten.
Wiedererwartend dauerte es nach meiner Rückkehr nicht lange und der gelbe Engel schneite weit vor der angedrohten Zeit ein. Seine schmeichelhaften Begrüßungsworte waren: "Ach herrjeh, und ich hatte gehofft der Fahrer wäre von 51 und nicht das Auto".
Nun, wer bin ich um über die Vorlieben der Leute zu urteilen?
Aber der junge Herr war voller Tatendrang und hatte auch richtig Lust sich auf Fehlersuche zu begeben und es wurde ein wahrlich launiger Nachmittag, wo wir uns gegenseitig Denkfehler in unsere Analysen einbauten. Zündfunke kam nämlich nun keiner mehr. Das war das Schlimmste an dem ganzen Gedöhne.
Dies hat uns so in die Irre geführt.
Es muß da am Anfang einfach zufällig in dem Moment durch anfassen/wackeln oder dergleichen noch dazu geführt haben, mir ein paar scheinheilige Zündfunken zu präsentieren.
Wir fanden den Fehler nach einiger Zeit auch tatsächlich, hätten ihn aber früher gefunden, wenn wir uns selber vertraut hätten.
Am Ende war es nämlich nicht die unschuldig in Verdacht geratene elektronische Zündung, sondern ganz offensichtlich der vor zwei Monaten neu besorgt und montierte Verteilerfinger. Glücklicherweise hatte ich als alter Messie den uralten orginalen, vollkommen abgerockten Verteilerfinger nicht entsorgt, sondern als stille Reserve mit an Bord gehabt.
Draufgesteckt, Motor läuft.
Wir haben am Ende die Verteilerfinger auch dreimal hin und her getauscht um sicher zu gehen das wir es nicht auf den Augen haben. Mit dem alten gab es Zündfunken, mit dem neuen nicht mehr.
Super, das neue Reprogedrissen hat gerade mal 4000 Km gehalten.
Ein wunderbarer freier Tag aus dem nix, der ADAC kann helfen und mein eh schon verebbter Kinderwunsch hat sich nicht erneuert, aber die Knirpse waren dennoch bös lustig.
Meine gute Kamera ist hinüber. Somit sind die Fotos genau so toll wie mein Tag geworden....
Gruß, Marco
Fahre zuhause los, fülle Brennstoff nach da ich es tags zuvor vergaß und fahre Richtung Maloche. Nach 15 Kilometern in so `nem Kaff biege ich auf die Hauptstrasse ab und dabei geht der Motor aus.
Einfach so.
Ich strande in meinem Roß direkt auf der Ausbuchtung einer Bushaltestelle. Orgeln bringt nix, Motor bleibt aus - Feixendes Jungvolk welches Führerscheinlos auf den Bus wartet, umrandet mich und meinen erlahmten Untersatz. Haube auf und Bestandsaufnahme. Hmmm, nix lose, nix undicht. Sprit kommt, Zündfunke auch, Ventile öffnen und schließen (dank Seitenventiler ist es durch das Kerzenloch zu betrachten), da ist also nix zerbrökelt. Bin schon bis zu den Ellebogen vollgesaut und alles scheint normal...
Öööh...
Ok, also diverse Versuche gestartet und rumgemacht, aber nix führt zum Erfolg - lediglich die Batterie bekommt Lähmungserscheinungen. Das ist natürlich ungünstig, denn ich habe da noch so ein paar Ideen, aber ohne Strom wird das nix - trotz Kurbel zum anwerfen des Motors. Das umgebene Jungvolk ist aufgrund seiner Altersdichte zwischen 10 und 13 Jahren nicht gerade zimperlich bei der Gestapomäßigen Befragung ob der Dinge die ich da gerade mache. Das trägt nicht zu Laune bei. Das triste naßgraue Anlitz Kürtens (besagtes Kaff im Bergischen Land) und meine langsam durchgeweichten Klamotten wegen des Dauernieselns, tun ihr übriges.
Wenigstens die Busfahrer heben ihren Spaß wärend Sie um mich rumkurven.
Gut, das wird nix mehr mit Bordmitteln, also werden erstmal die leidensfähigen Mitmenschen im persönlichen Umfeld telefonisch abgegrast. Da auch mein Telefon tatsächlich deutlich älter ist als das immer noch anwesende Kindsvolk, bin ich nun entgültig und leibhaftiges Gesprächsthema. Die Floskel vom Glauben abfallen ist förmlich greifbar.
Keiner meiner mißratenen Freunde und Verwandten hat Zeit mir an diesem Regennachmittag aus meiner Lage zu helfen. Alle haben tatsächlich was besseres zu tun. Also habe ich schweren Herzens - als Eingeständnis meiner schrauberischen Niederlage - den ADAC angerufen. Dies ist das zwote mal in meinem motorisierten Leben und es erfüllt mich mit Schmach.
Erstmal werde ich von einer weiblichen Computerstimme dazu aufgefordert doch alles Online zu machen, da dies unfassbar viel schneller ginge und ich ja ach so tolle Optionen hätte, wie punktgenaue Lokalisierung und dergleichen. Wärend ich mir diesen Hipstermüll anhören muß, gerate ich in schweiß weil mein ALDI-Talk Guthaben auf meinem Steinzeitterrorfon hörbar dahinschmilzt.
Der erste Mensch am anderen Ende der Leitung ist sehr nett und schnell bei der Sache, braucht denoch satte vier Anläufe um ernsthaft und entgültig zu verstehen das es sich bei meinem Fahrzeug nicht um eine 170er A-Klasse, oder um eine 1991er S-Klasse handelt, sondern wirklich um ein 170S von 1951. Nachdem das und die geographische Lage meines Leidens in der Suchmaske verewigt wurden, eröffnete man mir eine Ankunft des Technikers (O-Ton) innerhalb der nächsten zwei Stunden.
Ich machte das Beste darauß. Schloß ab und ließ die Karre den Kürtener Busverkehr erfolgreich behindern, wärend ich zu ALDI wanderte um mein Guthaben neu aufzuladen und mich mit etwas eßbarem auszustatten.
Wiedererwartend dauerte es nach meiner Rückkehr nicht lange und der gelbe Engel schneite weit vor der angedrohten Zeit ein. Seine schmeichelhaften Begrüßungsworte waren: "Ach herrjeh, und ich hatte gehofft der Fahrer wäre von 51 und nicht das Auto".
Nun, wer bin ich um über die Vorlieben der Leute zu urteilen?
Aber der junge Herr war voller Tatendrang und hatte auch richtig Lust sich auf Fehlersuche zu begeben und es wurde ein wahrlich launiger Nachmittag, wo wir uns gegenseitig Denkfehler in unsere Analysen einbauten. Zündfunke kam nämlich nun keiner mehr. Das war das Schlimmste an dem ganzen Gedöhne.
Dies hat uns so in die Irre geführt.
Es muß da am Anfang einfach zufällig in dem Moment durch anfassen/wackeln oder dergleichen noch dazu geführt haben, mir ein paar scheinheilige Zündfunken zu präsentieren.
Wir fanden den Fehler nach einiger Zeit auch tatsächlich, hätten ihn aber früher gefunden, wenn wir uns selber vertraut hätten.
Am Ende war es nämlich nicht die unschuldig in Verdacht geratene elektronische Zündung, sondern ganz offensichtlich der vor zwei Monaten neu besorgt und montierte Verteilerfinger. Glücklicherweise hatte ich als alter Messie den uralten orginalen, vollkommen abgerockten Verteilerfinger nicht entsorgt, sondern als stille Reserve mit an Bord gehabt.
Draufgesteckt, Motor läuft.
Wir haben am Ende die Verteilerfinger auch dreimal hin und her getauscht um sicher zu gehen das wir es nicht auf den Augen haben. Mit dem alten gab es Zündfunken, mit dem neuen nicht mehr.
Super, das neue Reprogedrissen hat gerade mal 4000 Km gehalten.
Ein wunderbarer freier Tag aus dem nix, der ADAC kann helfen und mein eh schon verebbter Kinderwunsch hat sich nicht erneuert, aber die Knirpse waren dennoch bös lustig.
Meine gute Kamera ist hinüber. Somit sind die Fotos genau so toll wie mein Tag geworden....
Gruß, Marco