Riemenscheibe / Keilriemen

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HaraldSchuessler
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Riemenscheibe / Keilriemen

Beitrag von HaraldSchuessler »

Ein Kraftakt
Bei allen 170er-Modellen kommt der Keilriemen 17 x 11 mit der Länge 1090 Li zum Einsatz. Manche dieser Keilriemen lassen sich ganz gut aufziehen, bei anderen ist es aber doch ein kleiner Kraftakt. Woran mag das liegen?
In den verschiedenen Ersatzteillisten wird zwar immer nur dieser eine Keilriemen erwähnt, allerdings werden zwei verschieden große Riemenscheiben für die Kurbelwelle, nämlich mit 122 mm und mit 130 mm Durchmesser aufgeführt. Bei der 122 Scheibe lässt sich der Riemen gut aufziehen, verwendet man aber eine 130er Scheibe, geht es nur mit Gewalt.
Dann ist es vorteilhafter, einen etwas längeren Keilriemen zu wählen. Ganz ohne den Segen aus Stuttgart.
Ich habe mir ein Blatt Papier genommen und ein bisschen gerechnet. Die 122er Scheibe hat einen Umfang von 377 mm, bei der 130er sind es 408 mm. Das sind also 31 mm Unterschied je Umdrehung der Kurbelwelle. Gegen die Verwendung der 130er Riemenscheibe ist also wirklich nichts einzuwenden, fast 10% mehr Tempo für Wasserpumpe und Lichtmaschine, das kann doch bestimmt nicht schaden! Da die Riemenscheibe der KW etwas weniger als die Hälfte ihres Umfangs vom Keilriemen umschlungen wird, genügt schon ein um 1o mm längerer Riemen, also ein 1100 Li, um ihn mit vergleichbarem Kraftaufwand aufziehen zu können.
Auch einen 1110 Li, ja sogar einen 1120 Li kann man nehmen. Dann ist das Aufziehen noch etwas bequemer, allerdings steht dann die Lima etwas weiter vom Block ab, nämlich (bei meinem Motor) 35 mm bei 1120 (statt 25 mm bei 1090). Nicht superschön, leben kann man damit aber. An einem 1110 Li konnte ich das leider nicht überprüfen, da dürfte der Abstand bei etwa 30 mm liegen –gut erträglich.
Bei dieser Gelegenheit sollte man sich auch gleich einmal die Riemenscheiben von Lima und Wapu ansehen. Auch hier gibt es nämlich jeweils zwei unterschiedliche Durchmesser.
Wenn man die (große) 130er Scheibe der KW mit der (großen) 122er Scheibe der Wapu kombiniert, sind die 10% Tempogewinn nämlich schon wieder verschwunden. Nicht besonders empfehlenswert. Findet man beim Nachmessen vertrackterweise die Kombination 130/ 97/ 122, ist es besonders ungünstig: Trotz der größeren Riemenscheibe dreht die Wasserpumpe nicht schneller und die Lichtmaschine dreht sogar 44 mm , also rund 20% weniger als mit der 79er Scheibe.
Empfehlenswert scheint also die große 130er Riemenscheibe auf der KW, wenn man sie mit den kleinen Riemenscheiben auf Wapu (112) und Lima (79) kombiniert. Dazu passt dann der Keilriemen 1100 Li sehr gut. Möchte man aber den originalen Keilriemen 1090 Li beibehalten, ist es günstiger auf der KW die kleine Riemenscheibe zu verwenden. Auf Wapu und Lima sollten möglichst immer die kleineren (112, 79) Riemenscheiben sitzen.
……………………………………………………………………………………………….
Riemenscheiben
Kurbelwelle 122, 130
Lichtmachine 79, 97
Wasserpumpe 112, 122
………………………………………………………………………………………………..
Insgesamt scheint es 5 verschiedene KW- Riemenscheiben zu geben, deren Durchmesser waren
Im Auslieferungszustand* wie folgt verteilt:

V 136 200 02 05 (d = 130)
181 200 02 05 (später d = 122)
………………………………………….
Va 181 200 02 05 (d = 122)
……………………………………………..
Vb 181 202 04 10 (d = 122)
181 202 05 10 (später d = 130)
…………………………………….……
D 136 200 02 05 (d = 130)
181 200 02 05 (später d = 122)
……………………………………………
Da 181 200 02 05 (d = 122) ww
181 202 04 10 (d = 122) ww
………………………………………...
Db 181 202 04 10 (d = 122)
181 202 05 10 (später d = 130)
…………………………………………….
S 181 202 04 10 (d = 122) ww
181 202 00 10 (d = 122) ww
181 200 02 05 (d = 122) ww
………………………………………...
Sb 181 202 05 10 (d = 130)
…………………………………………….
DS 181 200 02 05 (d = 122) ww
181 202 05 10 (d = 130) ww
………………………………………....
S-V, S-D 136 200 02 05 (d = 130)
……………………………………………………………………………
Im Auslieferungszustand* -
das bedeutet, dass die Verteilung heute längst nicht mehr so sein wird. Die beiden Größen werden inzwischen ziemlich willkürlich über die verschiedenen Modelle verteilt sein.
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Baloke
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Re: Riemenscheibe / Keilriemen

Beitrag von Baloke »

moin Harald,

die unterschiedlichen R-scheiben waren von Werk aus vorgesehen, u. z. für die unterschiedlichen Exportländer; je heißer dort desto mehr Drehzahl für das Lüfterrad und/ oder auch für die verschiedenen Motoreinsatzgebiete (Fahrzeug/Stationär) etc.
Also bedenke den Klimawandel, es ist immer gut die verschiedenen Durchmesserscheiben im Store zu haben :lol:

bis denne/b

habe dich heute, bei hochsommerlichem Wetter, bei Peter vermisst, der Sohn sagte mir, dass du gestern beim Regen dort warst. Ich konnte gestern meinen Nordfriesen-Nerz und die Gummistiefel nicht so schnell finden finden, blieb deshalb zu Hause ;)
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HaraldSchuessler
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Re: Riemenscheibe / Keilriemen

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Hauke,

ja, schade. Es war am Freitag ein bisschen verregnet. Meine Fahrt war aber abenteuerlich.

Bei einem OTP sitzt man sehr nahe an der Frontscheibe und hat die Instrumente nicht gut im Blick. Jedenfalls habe ich nicht gemerkt, dass der Keilriemen (schon auf den Hinfahrt) gerissen ist.
Als ich zurückfahren wollte, erschrak ich: Die rote Kontroll-Lampe leuchtete nicht. Vorglühen und Starten ging aber. So fuhr ich zurück und merkte dann, dass das Kühlwasser wärmer als üblich war. 90-92°, sonst immer wie festgenagelt 80°. Tragisch ist das ja noch nicht. So fuhr ich dann über kleine Straßen zurück. Rund 100 km, Außentemperatur 20°, keine Steigungen. Unterwegs habe ich nach dem Kühlwasser gesehen: alles in Ordnung. Erst zuhause habe ich dann die Motorhaube geöffnet und den gerissenen Keilriemen gesehen.
Ich finde schon mal ganz erstaunlich, dass man bei dieser Temperatur auch ohne Wapu und Lüfter fahren kann. Thermosyphonkühlung. Da fragt man sich dann, ob es wirklich soo bedeutend ist, wieviele Millimeter der Lüfter vom Kühler entfernt sitzt - wenn es auch ganz ohne geht.
Nun aber (für mich als Elektro-Laien) das Erstaunlichste: Die Zündung war ausgeschaltet, aber die Lichtmaschine drehte sich – ganz ohne Keilriemen! Ein Regler-Kontakt hatte sich verhakt und die Lima wurde von der Batterie als Motor gespeist. Das muss so über mindestens vier Stunden gewesen sein.
Inzwischen habe ich mir den Regler angesehen, äußerlich tadellos, nichts verbrannt. Die Kontakte sind beweglich. Den verhakten Kontakt konnte ich durch leichtes Antippen lösen. Wieder eingebaut, es scheint zu gehen.

Gruß Harald
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