Bremse

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HaraldSchuessler
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Bremse

Beitrag von HaraldSchuessler »

Liebe 170er Freunde,
mein OTP muss zur HU. Eigentlich sollte das kein Problem sein, alles ist in Ordnung. Na ja, gut: er zieht beim Bremsen etwas nach links. Viel ist es nicht, trotzdem wollte ich der Sache auf den Grund gehen, nach 13 Jahren und rund 30tausend Kilometern kann eine gründlichere Überholung der Bremsanlage bestimmt nicht schaden
Ich habe die Räder abgenommen, die Bremstrommeln, die Bremsbacken und die Zylinder abgebaut. Die Trommeln und die Beläge waren in sehr gutem Zustand. Reinigen, mehr nicht. Dann habe ich die Bremszylinder ausgebaut, zerlegt, gesäubert und anschließend die ganze Anlage mit neuer Bremsflüssigkeit gefüllt. Eine Probefahrt? Nicht nötig.
Vorsichtshalber doch. Ergebnis: der Wagen zog beim Bremsen etwas nach links. Genau wie vorher auch. Wie konnte das sein? Ich habe alles noch einmal geöffnet, einen Fehler konnte ich nicht finden. Also musste an anderer Stelle gesucht werden. Mein Verdacht fiel auf die Bremsschläuche. Bei abgenommener Trommel des rechten Vorderrades trat eine zweite Person auf die Bremse. Eine der beiden Backen bewegte sich etwas verzögert- und sehr verzögert stellten sich beide auch zurück. Die Trommel ließ sich nicht mehr überschieben. Als ich das Ventil öffnete, trat Flüssigkeit aus.
Dann habe ich den Bremsschlauch ausgebaut. Offenbar quellen Bremsschläuche im Laufe der Zeit, selbst dann, wenn sie nicht benutzt werden. Ich kenne dieses Problem aus den 70er Jahren. Damals hatte ich einen großen Vorrat an neuen Bremsschläuchen aus Matz-Beständen. Mit großer Regelmäßigkeit mussten die Schläuche nach kurzer Zeit wieder ausgebaut werden. Sie waren überlagert und nicht mehr zu gebrauchen.
Aber mal ehrlich: nach 13 Jahren und 30.000 km darf das doch nicht sein. Ich habe nochmal die Lupe rausgeholt. Das steht wirklich „Ate“ drauf.
Das Bild zeigt Schnitte durch diesen Schlauch an verschiedenen Stellen. An den beiden Anschlüssen lässt sich noch nicht einmal eine Stecknadel einführen.
Gruß Harald
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170ziger
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Re: Bremse

Beitrag von 170ziger »

lieber Harald,
nicht nach "nach 13 Jahren und 30.000 km", nein, nach 30 oder 40 Jahren und 0 km waren bei mir neue Bremsschläuche schon nach innen Dicht geschwollen. Leider können wir jetzt nicht auf die gute alte Zeit schimpfen und müssen diese neuen Schläuche mit den schrecklich unansehlich verpressten Anschlussstücken verwenden.
Mit welcher Bremsflüssigkeit hast Du die Anlage gefüllt?

Gruß, Alfred
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HaraldSchuessler
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Re: Bremse

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Alfred,
ich verwende ganz normale blaue Ate DOT 4. Meinst Du, mit Silikon könnte das nicht passieren? Wohl kaum, wenn Schläuche auch ohne Flüssigkez zuwachsen. Eigentlich sollten Bremsschläuche doch unter diesen Umständen ein Herstellungsdatum tragen.
Was lerne ich daraus? So ein Schaden tritt schleichend auf. In Zukunft werde ich vor einer größeren Fahrt vorsichtshalber ein Rad anheben und prüfen, ob es nach dem Bremsen sofort wieder frei läuft. Unterwegs lässt sich ein solcher Schaden nämlich nicht beheben.
Ich hoffe immer noch, dass das nur ein "Ausreißer" gewesen sein könnte und bin gespannt, wie die anderen drei Schläuche aussehen. Am Montag geht es weiter, dann schreibe ich eine Ergänzung.
Gruß Harald
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GeorgesBuerginCH
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Re: Bremse

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Harald, guten Tag Gemeinde,

weil wir dieses Problem schon an verschiedenen Ausfahrten erlebt haben gehört eine Bremsschlauch-Klemme mit ins Bordwerkzeug.

Siehe mal Berichte: 42.1 Problem mit Bremsschlauch".

Grüsse Georges
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HaraldSchuessler
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Re: Bremse

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Georges,

gute Idee! Aber: 52 €! Ein solches Werzeug baue ich mir selbst. Gleich am Montag. Das kann man - für einen Notfall - auch einfacher machen.

Gruß Harald
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170ziger
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Re: Bremse

Beitrag von 170ziger »

lieber Georges,
ein sehr fragwürdiges Gerät, geradezu kriminell.
Ich möchte nicht in einen Unfall verwickelt sein und mit dieser Klemme eine Radbremse außer Betrieb gesetzt haben.

Gruß, Alfred
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GeorgesBuerginCH
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Re: Bremse

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

was andere über die Lagerung von Bremsenteilen schreiben.
Grüsse Georges
.
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GeorgesBuerginCH
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Re: Bremse

Beitrag von GeorgesBuerginCH »

Tschau Alfred,

natürlich ist die Schlauchklemme ein Behelf für kürzeste Fahrstrecke in langsamerem Tempo.
Ev. sogar mit Warnblinkanlage oder Pannendreieck am Heck.

Bei Gesprächen mit alten LKW-Chauffeuren vernimmt man,
dass früher von Ihnen erwartet wurde, dass sie bei Total-Ausfall der hydraulischen Bremse den beladenen LKW
sicher mit der Handbremse nach Hause gebracht haben.

Heute sind andere Zeiten, aber eine kurze Strecke in langsamer Fahrt bis zur nächsten Werkstatt
sollte doch mit 3 gebremsten Rädern möglich sein.

Grüsse Georges
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HaraldSchuessler
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Re: Bremse

Beitrag von HaraldSchuessler »

Lieber Alfred, lieber Georges,
das ist mal wieder so ein Fall, bei dem es zwei Wahrheiten gibt. Alfred hat schon recht: würde man mit einem abgeklemmten Bremsschlauch in einen Unfall verwickelt, hätte man von einem Richter keine Gnade zu erwarten. Georges hat aber auch recht. Mit drei Bremsen lässt sich ohne weiteres fahren - wenn man es richtig macht.
Denkt mal bitte an die Motorradgespanne, die mit vergleichbaren Geschwindigkeiten unterwegs waren und die erst Mitte der 50er Jahre allmählich und auch nur teilweise mit einem gebremsten Seitenwagenrad ausgerüstet wurden. Solche Gespanne bekommen auch heute noch eine Zulassung ohne gebremstes Seitenwagenrad. Da gibt es also nicht nur einen asymmetrischen Antrieb, sondern auch asymmetrische Bremsen, in Deutschland meist beides auf der linken Seite. Obwohl diese Motorräder eine Vorder- und eine Hinterradbremse haben, wird ein Gespann sogar fast ausschließlich mit nur einem Rad, dem Vorderrad, gebremst. Diese Asymmetrie macht den Reiz des Gespannfahrens aus. Sie ermöglicht ohne Kraftaufwand ein elegantes Steuern. Das ist aber wieder ein ganz anderes Thema.
Gruß Harald
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HaraldSchuessler
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Re: Bremse

Beitrag von HaraldSchuessler »

Liebe 170er Freunde,
nun habe ich auch die restlichen drei Schläuche ausgebaut: sie sehen tadellos aus und hätten nicht gewechselt werden müssen. der Schaden bezog sich tatsächlich nur auf einen Schlauch. Nun sind alle vier Schläuche erneuert.
In meinem Lager habe ich inzwischen auch noch einen "NOS Schlauch" gefunden und aufgeschnitten. Er lag da 50, vielleicht sogar 60 Jahre gut verpackt, dunkel und trocken. Nun liegt er im Mülleimer. Ein Bild im Anhang. Zum Größenvergleich mit einer Stecknadel.
Gruß Harald
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